Gemeinde Bermatingen

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HISTORISCHER RUNDGANG

Bermatingen mit seinen zwei Ortsteilen  ist eine Gemeinde mit einer reichen, wechselvollen und über 1200-jährigen Geschichte.

Der Bär als Bermatinger Wappentier – erstmals 1506 als Siegel eines Bermatinger Ammanns nachweisbar – mag in Anlehnung an die Vorsilbe „Per“ entstanden sein, denn ursprünglich (779) hieß die Siedlung Permodingas.
1390 an das Kloster Salem verkauft, wurde Bermatingen im Bauernkrieg (1525) Sammelplatz und Hauptquartier für den sogenannten Bermatinger Haufen unter Eitelhans  Ziegelmüller und damit weit im Linzgau bekannt. Als das Kloster Salem im Rahmen der Säkularisation aufgelöst wurde, fällt Bermatingen 1803 an den Markgrafen von Baden.

Seit über 500 Jahren wird in Bermatingen nachweislich Wein angebaut; die Rebanlagen prägen das Ortsbild ebenso wie die zahlreichen denkmalgeschützten Fachwerkgebäude.

27 Jahre vor Bermatingen wird der heutige Ortsteil Ahausen erstmals urkundlich erwähnt (752) – damals noch Hahahusier genannt. Im Verlauf seiner Geschichte hatte Ahausen die verschiedensten Herren: das Kloster St. Gallen, die Schenken von Ittendorf, das adlige Damenstift in Lindau, die Stadt Überlingen, das Liebfrauenstift Einsiedeln, das Kloster Weingarten und bis 1803 das Hochstift Konstanz. Im Rahmen der Gebietsreform wird Ahausen 1973 Teil von Bermatingen. Bekannt ist Ahausen für seine beiden ehemaligen Mühlen, die Obere und die Untere Mühle am Dorfbach.
Der Ortskern wird geprägt von der Kirche Sankt Jakobus mit verschiedenen Jakobusdarstellungen.

Der Historische Rundgang führt zu den besonderen Plätzen und Orten und macht die wechselvolle  Geschichte beider Ortsteile erlebbar.

1 Bermatinger Rathaus

Das Rathaus von 1745 zählt zu den ältesten dörflichen Rathausbauten des Linzgaus. Besonders auffällig sind der sechseckige Zwiebelturm mit Glocke und der Säulengang, der von vier Holzsäulen getragen wird.

Vom 28. August bis 08. Oktober 1799 diente dieses Gebäude als Hospital für 88 russische Soldaten des General Kosakow.

Der Bär als Bermatinger Wappentier (an der Rathausseite) ist erstmals 1506 als Siegel eines Ammanns in Bermatingen nachweisbar und mag wohl in Anlehnung an die Vorsilbe „Per“ der 779 erwähnten Siedlung Permodingas entstanden sein.

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2 Gasthaus Adler mit Wappenscheibe

Als 1390 Bermatingen Salemer Klosterdorf geworden war, bestand hier eine „Tafern“. Gleichzeitig war das Gebäude Amtshaus des Ammanns, der jeweils vom Salemer Abt eingesetzt wurde und den Abt in der Gemeinde in weltlichen Dingen vertrat. Nach der Brandkatastrophe von 1590 wurde die „Taverne und Wirtschaft“ neu errichtet.
Die Wappenscheibe über dem Eingang zeigt in vier Feldern im Uhrzeigersinn von oben links: den geschachteten Zisterzienserstab, das Wappen des Erzstiftes Salzburg, das persönliche Wappen des Abtes Peter Müller (Mühlräder) und das Wappen von Guntram von Adelsreute, der den Zisterziensern Land zur Klostergründung schenkte.

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3 Eichenhof

Der „Eichenhof im Röthenbach“ gehörte bis 1803 als sogenannter Klosterhof zum Frauenkloster Zoffingen in Konstanz.
In Bermatingen gab es so noch acht weitere Höfe verschiedener Stifte und Klöster. Gut zu erkennen ist bei diesem markanten Linzgauer Haustyp von links der ebenerdige Wohntrakt – rechts neben der Haustüre der frühere Stall (Hufeisen beim Stallfester) – anschließend das Scheunentor und ganz rechts der frühere Schopf.
Beachtenswert: unter den Fenstern im ersten Stock jeweils zwei nebeneinander angebrachte Andreaskreuze (Fachwerk); der Zwischenraum ist mit einer profilierten Holzkassette ausgefacht. Als Abdeckung der Steinmauer sog. „Feierabendziegel“ aus dem Linzgau. Auf der Rückseite; das in Fachwerk gehaltene Backhaus.

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4 Bermatinger Torkel (1991 neu aufgerichtet)

Bis 1810 bestanden in Bermatingen vier große Torkel.
Die Weinbauern waren verpflichtet, ihre Trauben jeweils in einem ihnen zugewiesenen Torkel pressen zu lassen.
Beim Bermatinger Torkel bewegte sich die Spindel nicht selbständig unter dem Gewicht der hochgedrehten Torkelbäume. Weil man die Torkelbäume mit der Bündelstange herunterdrehen musste, konnte der Preßvorgang geregelt werden.

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5 Jägerhaus und Torkelscheuer

Das Jägerhaus und die ehemalige Torkelscheuer direkt am Fuß des Leopoldberges bilden zusammen den ehemaligen Salemer Klosterhof. Das auffallend große, völlig unterkellerte Langhaus ist in dieser Ausgestaltung bis ins Jahr 1721 zurück zu datieren. Vor dem Treppenaufgang steht ein vom Hauptgebäude abgerückter, überdachter Kellerhals mit meisterhaft gestalteten Türflügeln.
Am Hauptgebäude sind an den Eckpfosten jeweils zwei reliefartig geformte „Abtstäbe“ in das Holz getrieben – dazwischen befindet sich ein geschnitzter Flechtstab – an den sonst rot/weiß geschachteten Zisterzienserstab erinnernd. An den waagerechten Holzschwellen unmittelbar über dem Kellergeschoss sind durchlaufende „Eselsrücken“ als Zierelemente zu sehen.

Wer das Gebäude betritt, dem fällt der lange Gang auf, wo sich ehemals links und rechts die Unterkünfte der Klosterknechte befanden.

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6 Bermatinger Zunfthaus (nicht frei zugänglich)

Das Zunfthaus mit dem auffallenden Scheunentor ist seit 1985 im Besitz der Bermatinger Bärenzunft. Erwähnenswert ist hier der am Giebel angebrachte Bär, ähnlich einer Münze.
Am Treppenaufgang im Hausinneren hat der Bermatinger Künstler Erich Kaiser ein Wandbild angebracht, das die verschiedenen Fasnachtsgruppen im Linzgau zeigt.
Das großflächige Bild ist eine farbenprächtige und überaus reizvolle Bildgeschichte, die die unterschiedlichsten Erzählelemente fasnächtlichen Brauchtums mit den markanten Leitfiguren zusammenführte.

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7 Ehemalige Mühle von 1784

Dieses Mühlengebäude von 1784 am Ortsende von Bermatingen steht an der Stelle der früheren salemischen Mühle.
Die eigentliche Mühle befand sich zwischen dem Wohntrakt rechts und der Tenne links. Als Besonderheit dieser Mühlenanlage gilt, dass neben der Mühleneinrichtung sowohl eine Tenne als auch ein Stall angebracht waren. Das widersprach eigentlich der strengen Mühlenordnung. Das Mühlrad – an der rückwärtigen Traufseite der Mühle – wurde von einem künstlichen Wassergang betrieben.

Gegenüber der Heidbühlstraße sieht man am Steilhang Sandsteinformationen aus der Tertiärzeit. Dies sind durch den Wasserdruck zusammengebackene Ablagerungen des vor Millionen Jahren hier stehenden Süßwassermeeres.

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8 Bermatinger Höhle in der Weiherstraße (nicht frei zugänglich)

Die Bermatinger Höhle am Nahehard (auf dem Anwesen "Weiherstraße 5") fand durch die Veröffentlichung des Altertumforschers, Dekan und Schulvisitator Eitenbenz, 1842 großes Interesse. Eitenbenz entdeckte Einritzungen in der Höhlenwand und deutete sie als „griechisches Kreuz“ – andere Einritzungen als Monogramm des Namens Christi.
Daher vertrat er die Auffassung, dass es sich um eine „Zufluchtsstätte verfolgter Christen zur Feier der Gebräuche ihrer Religion“ handelte.
Der Bermatinger Vikar Deisler widersprach 1911 der Meinung von Eitenbenz und sah in den Höhlen lediglich Zufluchtstätten. Andere interpretieren sie als „Erdställe“. Neben den Einritzungen sind Reste versteinerter Baumstämme besonders sehenswert.

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9 Kehlhof

Der Kehlhof (auch Kell– Kapitels– oder Kelnhof genannt) war während des Bauernkrieges von März bis April 1525 Hauptquartier von Eitelhans Ziegelmüller aus Oberteuringen mit weiteren elf Bauernführern (Räten).
Von hier aus unternahmen Eitelhans Ziegelmüller und verschieden starke „Bauernhaufen“ Übergriffe auf umliegende Städte und Klöster, um sie für die „gerechte Sache der Bauern“ – in zwölf Artikeln festgehalten – zu gewinnen: am 2. April 1525 gegen Markdorf, am 3. April gegen Ittendorf, dann zum Sitz des Konstanzer Bischofs, zur Meersburg und am gleichen Tag noch nach Buchhorn (heute Friedrichshafen).
Um den ganzen Bodensee durften in allen Kirchen und Kapellen die großen Glocken nicht mehr geläutet werden. Wenn diese Glocken ertönen würden, dann sollten die Bauern bewaffnet auf den Platz nach Bermatingen ziehen und auf weitere Anordnungen warten.

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10 Lagerplatz der Bauernhaufen

Am Karfreitag, 14. April 1525, in der Nacht um zwei Uhr läutete man im ganzen Tal und am Bodensee Sturm. „Und also sind am Karfreitag zu Bermatingen um die 10.000 Mann aufgebrochen und zogen auf Weingarten zu“. Mit dem Bundesheer zog auch der „Bauernjörg“, Truchsess Georg von Waldburg, auf Weingarten zu.
Er erkannte, dass die Bauern dem Bundesheer zahlenmäßig überlegen waren und auch über Geschütze verfügten. Daher riskierte er keine Auseinandersetzung auf dem Schlachtfeld. Nach der Drohung, der Truchsess werde Weingarten einäschern, waren die Bauernführer am Ostermontag bereit, die Bedingungen des „Weingartner Vertrages“ anzunehmen. Danach sollten die Bauern künftig „ihren obersten Herrschaften gegenüber ihre Pflicht tun, ihnen getreu, gehorsam und gewärtig sein… ihre Zinsen und Zehnte und andere Pflichten wieder tun und leisten…“

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11 Pfarrkirche Sankt Georg

Die Pfarrkirche St. Georg ist ein kunstgeschichtliches Ereignis.
Der massive Kirchturm mit dem Treppengiebel weist in die Hochgotik zurück und damit in die Zeit nach 1390, als Bermatingen ein Salemer Klosterdorf geworden war. Dieses Kirchengebäude hatte Vorläuferbauten, die kaum beschrieben sind. Bekannt ist, dass noch vor der Salemer Zeit Bermatingen für viele östlich gelegene Dörfer „Mutterpfarrei“ war. Auf sogenannten Totenwegen, wurden die Verstorbenen dieser Dörfer nach Bermatingen überführt, wohin dann auch das „Besthaupt“ und das „Bestkleid“ abgegeben werden mussten. Beachtenswert: die Bermatinger Kirche ist dreischiffig; Steinmetzzeichen über dem Steineingang – Engelskopf aus der Werkstatt Zürn – Im Inneren: Fresken im Mittelschiff (Jüngstes Gericht); Fresken im Chor in der Art eines mehrteiligen Bildvorhangs, den vier Jünglinge raffen; Madonnen aus der Werkstatt Zürn und Feuchtmeyer; Morinckscher Engel; darüber Seelenwaage.

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12 Georgsbrunnen

Die St. Georgsfigur, die der Bermatinger Künstler Erich Kaiser (1902 – 1993) schuf, rückt von der Darstellung im Chor der Bermatinger Kirche ab, bei der Georg auf dem Pferd sitzend den Drachen bekämpft.
Kaiser zeigt den Heiligen Georg als Edelmann gekleidet. Mit dem rechten Arm holt Georg zum Schlag mit dem Schwert aus, das er hinter der linken Schulter hält. Der Drachenkopf auf dem sich nach links und rechts windenden Schlangenkörper reicht fast bis zur rechten Hüfte des Heiligen. Der schlangenartige Drachenkörper ist schon von einer Lanzenspitze durchbohrt. Mit dieser Darstellung knüpfte Erich Kaiser somit an zwei zeitverschobene Ereignisse in der Legende Aurea an.
Die St. Georgsdarstellung von Erich Kaiser zählt sowohl von der mehrschichtigen Aussage her – als auch im Blick auf die Ausführung selbst – zu den zu Recht vielbeachteten Werken des verstorbenen Künstlers.

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13 Ehemalige Leonhardskapelle

Zur Salemer Straße hin stand die Leonhardskapelle, 1780 im sogenannten Zopfstil erbaut – 12 Jahre nachdem die ursprünglich gotische Kapelle aus dem Jahre 1468 abgetragen worden war.
Mindestens bis zum Jahre 1911 befand sich in einer Nische an der Nordwestecke der Kapelle eine Leonhardsfigur – ein Verkündigungsengel von Morinck aus den Jahren 1610/12. Diese Figur steht heute in der Pfarrkirche St. Georg.
Das Patrozinium feierte man am Laurentiustag im August.
Im Jahr 1971 musste die Leonhardskapelle für den Straßenbau abgerissen werden.

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14 Ehemaliges Kloster Weppach

Das ehemalige Frauenkonvent Weppach in den Bermatinger Wäldern wurde im Zuge der Säkularisation 1803 aufgelöst.
Von der Klosteranlage blieb nur noch die Kirche bestehen, die zunächst als Lager genutzt wurde. Später bauten neue Besitzer im Obergeschoss eine Wohnung ein, die durch einen gedeckten Treppenaufgang zu erreichen war.
Unterschiedliche Gründungssagen lassen sich auf einen glaubhaften Kern reduzieren: Im Mittelalter zogen sich in diese Waldeinsamkeit Frauen zurück, die dort Kranke pflegten und sich mit Webarbeiten ihren Lebensunterhalt sicherten. Die Weppacher Sammlung – auch Beghinen genannt – bauten um 1490 ihr erstes Kirchlein zu Ehren der Heiligen Anna. Die Klosterfrauen sammelten 1761 in Süddeutschland Gelder für die Klosterkirche, die 1781 im Stil des Spätbarocks vollendet und geweiht werden konnte.

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15 Kirche Sankt Jakobus

Die gegenläufig gemauerten Steine (Fischgrätmuster) an der äußersten Chorwand der St. Jakobuskirche in Ahausen weisen auf das beträchtliche Alter des ersten in Stein ausgeführten Kapellenbaus hin. Er wird zwischen dem 10. und 12. Jahrhundert festzulegen sein. Während des Dreißigjährigen Krieges unternahmen im Jahr 1634 schwedische Söldner einen Brandanschlag auf die Kirche, der aber das gotische Grundgerüst des Kircheninneren kaum beeinträchtigte.
Auffälligkeiten: Der Kirchturm steht über dem Chorraum. Hinter und neben dem Hauptaltar: Fresken und das Geschehen zum Thema Tod Jesu am Kreuz. Die Freskenwand mit den 21 Bildern auf der linken Seitenwand behandelt das gleiche Thema. Mehrere Jakobusdarstellungen im Kirchenschiff – beachtenswert die Darstellung am linken Seitenaltar.
Am Seitenaltar: Darstellung der Heiligen Verena.

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16 Die Untere Mühle

Die „Untere Mühle“ – erstmals 1463 erwähnt – war die Bannmühle für die abhängigen (unfreien) Bauern. Sie mussten dort ihre Frucht mahlen lassen, Hanf reiben und Holz sägen. Beachtenswert ist das große, renovierte Mühlrad.

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17 Die Obere Mühle

Die „Obere Mühle“ wird erstmals 1457 erwähnt. Der zweistöckige Fachwerkbau mit dem massiven Erdgeschoss stammt aus der Zeit um 1700. Die üppige Ausgestaltung mit verschiedensten Spielformen an Fachwerkschmuck weist auf die besondere Stellung der Mühle als Bannmühle für die freien Bauern Ahausens hin.
Im massiven Sockelbau mit Eckquaderung war die Mühleneinrichtung untergebracht. Weil Ahausen im Laufe der Geschichte verschiedenen Herrschaften unterstand, war auch die Mühle von häufigem Besitzerwechsel betroffen.

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