Das älteste Gebäude des Rathausensembles ist das heutige Gasthaus Adler, wo schon 1390, als Bermatingen ein Salemer Klosterdorf wurde, die „Tafern“ stand: eine Schankwirtschaft und zugleich Salemer Amtshaus. Die Wappenscheibe über dem Eingang (1596) deutet auf markante Begebenheiten des Zisterzienserklosters Salem hin und erinnert mit dem Wappen von Peter Müller (Mühlrad) an einen Abt, der wenige Jahre nach dem verheerenden Brand von 1590 entscheidende Impulse für den Wiederaufbau des Klosterdorfes Bermatingen gab.
Das Gebäude in der Autenweiler Straße 1, mit der Schmalseite dem Rathaus gegenüberliegend, zeigt ein wuchtiges Krüppelwalmdach und Fachwerkzierformen in den Brüstungsfeldern unter den Fenstern. Der Hof ist ein typischer Vertreter des sogenannten Bermatinger Haustyps. Von hier stammt der letzte Bermatinger Torkel, der als vielbewundertes Beispiel handwerklicher Kunstfertigkeit seit 1991 am östlichen Ortsausgang steht. Der Blick reicht zu den Rebhängen des Leopoldbergs und man mag sich daran erinnern, dass es in Bermatingen im 19. Jahrhundert noch mindestens acht Torkel gab, wo in guten Weinjahren 360 000 Liter Wein gepresst wurden. Der Wein war so begehrt, dass eine Reihe von Klöstern des Linzgaus, des Thurgaus und Oberschwabens in Bermatingen bis 1803 Höfe betrieben, die, wie der Eichenhof und das Jägerhaus, durch ihre Bauweise und Hofanlagen interessante Details aufweisen.
Ein weiteres Ensemble ist Pfaffenhofen, der südwestlich gelegene Ortsteil mit dem Kelhof, dem Hauptquartier von Eitelhans Ziegelmüller, der von hier aus zwischen März und April 1525 mit Bauern und Hörigen des westlichen Bodenseeraumes Städte, Burgen und Klöster in seine Gewalt brachte. Am 14. April 1525, als mitten in der Nacht die großen Sturmglocken am See läuteten, zogen Hunderte von Bauern an die Hänge von Pfaffenhofen und von dort aus nach Weingarten, wo aber keine Schlacht stattfand, sondern der vielbeachtete Weingartner Vertrag mit dem Truchsess von Waldburg geschlossen wurde.
Am Westrand von Pfaffenhofen liegt das eigentliche kunstgeschichtliche Ereignis dieser Gemeinde: Die Pfarrkirche St. Georg mit dem wuchtigen Kirchturm mit jeweils 15 „Staffeln“ am Giebel, dem dreischiffigen Langhaus und Freskenbemalung im Langhaus und im Chor.
Einige Fresken verdienen besondere Beachtung: die Seelenwaage, Auferstehungsszenen in den Arkadenzwickeln, die Chorausmalung als riesiger Wandteppich. Skulpturen von Feuchtmayer, Zürn und Morinck bereichern dieses beachtenswerte Kleinod. Nicht zu übersehen sind die Arbeiten des Bermatinger Künstlers Erich Kaiser, der mit seiner Georgsfigur, dem schreitenden Bär, dem Bärenbrunnen und dem Passionsrelief bleibende Werte schuf.
Wer in Bermatingen lebt, wer nach Bermatingen reist, der wird nach und nach die kunstgeschichtlichen Besonderheiten entdecken. Neben der Rückbesinnung auf Vergangenes verliert man nicht den Blick auf das geschäftige Treiben in der Gegenwart, das durch Feste und Feiern in Bermatingen Höhepunkte erlebt.